03. Test: Mobiles Internet mit dem iPhone 6S im Telekom-Netz - 09.10.2015

Seit Ende September sind das iPhone 6S und das iPhone 6S Plus auf dem Markt. Dabei handelt es sich um die ersten Smartphones von Apple, die LTE Advanced mit einer Download-Geschwindigkeit von bis zu 300 MBit/s unterstützen. Grund genug für uns, die mobile Internet-Nutzung mit den neuen Apple-Smartphones einem Test zu unterziehen.

Wir (= Redaktion teltarif) haben in den vergangenen Tagen und Wochen Tests in allen vier deutschen Mobilfunknetzen durchgeführt, zumal diese gerade hinsichtlich der Internet-Versorgung große Unterschiede aufweisen. Auch die Telefonie im LTE-Netz (Voice over LTE) ist bislang nur in zwei von vier Netzen möglich.

Diese Tests waren für uns relevant

Uns hat es im Test interessiert, wie sich der Internet-Zugang in den verschiedenen Netzen einrichten lässt, ob die Telefonie über 4G möglich ist und welche Performance bei der mobilen Internet-Nutzung in der Praxis zu erreichen ist. Den ersten Test haben wir im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom durchgeführt.

Das Telekom-Netz weist die Besonderheit auf, dass es bereits LTE Cat. 6 unterstützt. Zwar arbeitet auch Vodafone mit diesem Standard. Der Düsseldorfer Telekom-Konkurrent kann hier aber derzeit "nur" maximal 225 MBit/s anbieten, während im Telekom-Netz bis zu 300 MBit/s möglich sind.

Ergebnisse bei früheren Netztests

In der Praxis haben wir den Maximalwert bei unseren bisherigen Tests nicht einmal ansatzweise erreicht. Allerdings ist eine derart hohe Übertragungsgeschwindigkeit auch nur in Städten möglich, wo die Telekom ihr LTE-Netz sowohl auf 1800, als auch auf 2600 MHz ausgebaut hat. Die 300 MBit/s werden nämlich über Carrier Aggregation erreicht, wobei die Netze auf diesen beiden Frequenzbereiche gemeinsam genutzt werden.

Wir haben unsere Tests in den vier deutschen Mobilfunknetzen parallel durchgeführt und hatten dazu je zwei Exemplare des iPhone 6S und des iPhone 6S Plus zur Verfügung. Die Funkschnittstellen der beiden aktuellen Smartphones von Apple sind identisch, dennoch haben wir die SIM-Karten für Stichproben untereinander getauscht, um auszuschließen, dass wir stark voneinander abweichende Daten bekommen, weil unterschiedliche Geräte verwendet werden.

E-Plus und o2 haben wir weiterhin getrennt behandelt. Das bislang realisierte National Roaming betrifft nur das UMTS-Netz. Nach wie vor können E-Plus-Kunden nur das eigene LTE-Netz nutzen, während sich die Smartphones der o2-Nutzer nur ins 4G-Netz der Münchner Telefónica-Marke einbuchen. Für die GSM-Netzintegration gibt es zwar erste Tests. Es wird jedoch mehrere Jahre dauern, bis aus den noch immer zwei getrennten Netzen ein gemeinsames Netz wird.

Primär haben wir die Telekom-SIM in einem iPhone 6S Plus eingesetzt. Dabei wurde das verwendete Mobilfunknetz anhand der Betreiberkarte automatisch erkannt. So war es nicht nötig das Smartphone manuell für die Internet-Nutzung über EDGE, HSPA und LTE zu konfigurieren.

Nach wie vor besteht im Telekom-Netz auch die Besonderheit, dass das Konfigurationsmenü für den Internet-Zugang ausgeblendet ist. Sprich: Selbst wenn man die Daten editieren wollte oder müsste (etwa weil ein Discounter einen eigenen APN verwendet), ist das nicht möglich. Das ist eine Besonderheit des iPhone bzw. des iOS-Betriebssystems, die man so - zumindest in Deutschland - von den anderen Smartphone-Plattformen nicht kennt.

Der "persönliche Hotspot", wie Apple die Mobile-Hotspot-Funktion des iPhone nennt, ist beim Einsatz einer SIM-Karte der Deutschen Telekom nutzbar. Das war nicht immer selbstverständlich. Langjährige iPhone-Nutzer werden sich sicher noch an Zeiten erinnern, in denen die Hotspot-Funktion einigen wenigen Tarifen vorbehalten war. Nur wenn einer dieser Verträge verwendet wurde, ließ sich der Hotspot am iPhone aktivieren.

VoLTE im Menü ja - in der Praxis nein

Bereits im Sommer hatten die Deutsche Telekom und Apple für das iPhone erstmals Voice over LTE durch Einspielen eines entsprechenden Netzbetreiberprofils freigegeben. Das sorgte bei den Nutzern vor allem für Verwirrung, denn die SIM-Karten der Telekom-Kunden waren für den Dienst noch nicht freigeschaltet. Noch heute bietet die Telekom die Telefonie im 4G-Netz nicht an. Zuletzt erklärte das Unternehmen auf Anfrage im Rahmen seiner IFA-Pressekonferenz, man wolle "es richtig machen", daher lasse man sich etwas mehr Zeit.

Das VoLTE-Menü verschwand im Sommer mit einem weiteren Update des Netzbetreiberprofils wieder. Mit iOS 9 kehrte es zurück und auch am iPhone 6S bzw. am iPhone 6S Plus kann LTE für "Sprache & Daten" ausgewählt werden. Wir haben versucht, über 4G zu telefonieren. Das hat erwartungsgemäß nicht funktioniert. Stattdessen wurden wir beim Rufaufbau - je nach Aufenthaltsort - auf UMTS oder GSM umgebucht. Direkt im Anschluss an das Telefonat war das iPhone wieder im LTE-Netz eingebucht, so dass schnelle mobile Datenverbindungen möglich waren.

Diese Down- und Upload-Werte erreichten wir in der Praxis
Rund 160 MBit/s im Downstream in Berlin



Wir haben Stichproben für die Performance des mobilen Internet-Zugangs im Telekom-Netz im Rhein-Main-Gebiet und in Berlin durchgeführt. Dabei hatten wir fast immer LTE-Empfang. Negativ fiel eine kurze Strecke auf der Bundesstraße zwischen Rodgau und Hanau auf, wo nur EDGE-Performance zur Verfügung stand. Das allerdings war bei unseren Tests zwischen Fulda und Mainz sowie in Berlin zumindest im Freien eine absolute Ausnahme. Anders sah es innerhalb von Gebäuden aus, wo sich auch in Frankfurt am Main und Berlin das iPhone immer wieder ins GSM-Netz einbuchte, weil der LTE- oder UMTS-Empfang zu schwach war.

Bei unseren Tests in Gelnhausen, Frankfurt am Main, Mainz und Berlin hatten wir stets 50 MBit/s oder mehr im Downstream zur Verfügung. Das bedeutet, wir hatten mobil die Performance zur Verfügung, die man ansonsten von VDSL im Festnetz kennt. Der in Mainz gemessene Spitzenwert von 93,61 MBit/s war allerdings deutlich niedriger als das vom Netzbetreiber als maximal möglich beworbenen 300 MBit/s. Im Upstream war die Performance im Test sehr unterschiedlich. Haben wir in Gelnhausen nur rund 5 MBit/s gemessen, so waren es in Frankfurt am Main 45,17 MBit/s. Die Ansprechzeiten lagen zwischen 35 und 42 ms.

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